Kindergarten-Cronik
Die Chronik des Kindergartens bis 1989
Die Geschichte beginnt mit Friedrich, Wilhelm, August Fröbel 1982 in Oberweißbach geboren und 1852 in Schweina bei Bad Liebenstein verstorben.
Als fortschrittlicher Pädagoge und Schüler Pestalozzis (1746-1827) gilt er als Begründer der Kindergärten. Der erste wurde 1837 im thüringischen Blankenburg eingerichtet. In Cursdorf oberhalb des Schwarzatales gelegen und mit der Oberweißbacher Bergbahn, über Obstfelder Schmiede, Mellenbach Glasbach zu erreichen, gibt es den Fröbelturm und das Fröbelmuseum. Später lebte und arbeitete er im Marienthal bei Schweina, wo er 1849 das erste Kindergärtnerinnen-Seminar im Marienthaler Schlösschen durchführte. Als Spielzeuge dienten damals vor allem Kugeln, Walzen und Würfel. 1852 verstarb er und wurde in Marienthal beigesetzt.
In Wolfsburg-Unkeroda gingen die Uhren langsamer.
Erst im Jahr 1939, nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges, unternahm ein Fräulein Lindner, die unverheiratete Tochter des In der Struth 9 wohnenden Försters, den Versuch, eine Kükengruppe zu bilden.
Vorwiegend unter freiem Himmel und damit sehr wetterabhängig war dies die Geburtsstunde des Kindergartens von Wolfsburg-Unkeroda.
1940 wurde der Beschluss gefasst, dass im Ortsteil Wolfsburg befindliche Jugendheim tagsüber professionell als Kindergarten zu nutzten.
Eine in Bad Salzungen wohnende ausgebildete Pädagogin (Tante Ilse) kam nun täglich mit der Eisenbahn und sammelte auf ihrem Weg zur Wolfsburg die freiwilligen Teilnehmer ein.
Folglich demonstrierten wir täglich für die Vorschule. Am Nachmittag erfolgte die „Rückführung“ der Kinder auf die gleiche Art und Weise.
Da die Räumlichkeiten außer ein paar Schränken und Tischen nicht viel zu bieten hatten, mussten wir unsere Sitzmöbel von zu Hause mitbringen. Bei mir war es eine Fußbank.
1941 wurde unser Jahrgang schulpflichtig. In der Volksschule herrschte inzwischen absoluter Lehrermangel, denn die wehrpflichtigen Männer waren längst eingezogen.
Unser Klassenlehrer, ein Herr Jaffke aus Wilhelmsthal, wurde ein reaktivierter Pensionär.
Nach dem Unterricht marschierten die meisten von uns über den Friedhof und Knieberg zu Tante Ilse, der Kindergartenleiterin, und während die „Kleinen“ auf einigen billigen Liegen die Mittagspause pflegten, machten wir gemeinsam unsere Hausaufgaben, und das war gut und richtig. Die Monate gingen ins Land, der Winter war vorbei, und im Frühjahr bereiteten wir uns auf das Abschiedsfest im Sommer vor, denn der so genannte Hortaufenthalt war nur für Erstklässler vorgesehen. Zu Beginn der Sommerferien wurde die Veranstaltung, heute sicher Event genannt, durchgeführt.
Sie bestand aus 2 Teilen:
1. Kindergarten Wolfsburg, mit Ansprache, Feier usw.
2. Steinbruch im Knieberg mit dem Theaterstück „Dornröschen“
Danach war für mich das Thema Kindergarten erst einmal abgehakt. Das Haus „Auf der Wolfsburg“ wurde bis 1953 als Kindergarten genutzt. Später auch noch als Schule.
Ansonsten stand es vorwiegend der Jugend zur Verfügung und wurde später wegen Baufälligkeit abgerissen.
Nach dem Umzug erfolgte die Betreuung der Kinder im Saal der ehemaligen Gaststätte „Grüne Aue“, In der Struth 2.
1976 wurde nach langen Diskussionen im Gemeinderat beschlossen, einen neuen Kindergarten zu bauen. Für die Fragen wie Bauplatz, Finanzierung, Baugenehmigung, Planung, Beschaffung von Material, Baukapazität usw. war die Gemeinde verantwortlich, also ein sehr kompliziertes Unterfangen. Trotzdem haben wir es geschafft; und die Bürger können darauf stolz sein.
Sollte dies in späteren Jahren jemand lesen und sich über die Formulierungen wundern, so sei gesagt, dass wir damals keine Firma beauftragen konnten, sondern alles im so genannten NAW (Nationales Aufbauwerk) mit unseren eigenen Händen schaffen mussten und diese auch nur für einen kleinen Anerkennungsbetrag, der bei 5,-DDR-Mark in der Stunde lag.
Viele Stunden haben wir vor Baubeginn über Größe, den Standort, die Himmelsrichtung und viele andere Dinge diskutiert, manchmal recht heftig, aber es war ein Stück gelebte Demokratie.
1977 stand der Kindergarten vor seiner Fertigstellung und Übergabe, und plötzlich hatten wir ein echtes Problem: die Namensgebung.
Im Ortsausschuss der Nationalen Front wurde beraten und eine Märchengestalt der Gebrüder Grimm vorgeschlagen. Aber leider wurden wir überstimmt, denn der Rat entschied sich für eine fortschrittliche Variante, die dem Zeitgeist entsprach.
Gyula Alpari 1882-1944 ermordet.
Ein ungarischer Publizist. Mitbegründer der KP in Ungarn und Volkskommissar in der Räterepublik. Die fand natürlich die Zustimmung der Partei -SED- und aller übergeordneten Organe, so dass wir als Nationale Front mit unserem Vorschlag keine Chance hatten. Um jedoch alles zu realisieren, mussten diverse Genehmigungen eingeholt werden. Dieses ging letztendlich über Berlin, das Auswärtige Amt und der ungarischen Botschaft. Nach den notwendigen vorgelegten Unterlagen fand die feierliche Namensgebung statt.
An dieser nahmen sowohl Nachkommen von Alpari aus Ungarn teil, als auch das Fernsehsender DDR. Nach einem gemeinsamen Essen im Haus „Waldfrieden“ fand noch eine Besichtigung des Jugendhauses (Jugendclub) „Auf der Wolfsburg“ statt.
Am Abend fand zu Ehren der Gäste und des Anlasses eine Veranstaltung im „Waldfrieden“ statt.
Manfred Kämpf